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Szenenbild

Das Szenenbild ist die bewußt gestaltete Welt eines Films, gleichsam der Hintergrund einer Geschichte, ihr Handlungsspielraum. Es entwickelt sich mit der Erzählung, ermöglicht Bewegung und Spiel, zeigt Enge oder Größe, materialisiert Charaktere, taucht alles in Farbe und lenkt das Licht.


Geschichte

Das Szenenbild entstand mit dem Medium Film und existiert seit Beginn des 20. Jahrhunderts. War es ursprünglich eine Art Synthese aus Architektur und Bühnenbild, so hat es bis heute eine rasante, eigenständige Entwicklung durchgemacht, die es von beiden unabhängig werden ließ.

- Die Reise zum Mond (1902, Regie: Georges Méliès) ist noch wie ein Bühnenstück erzählt worden, gemalte Hintergründe und statische Bilder erinnern eher an ein Theater als ans Kino.

- Final Fantasy: Die Mächte in Dir (2001, Regie: Hironobu Sakaguchi, Moto Sakakibara, Szenenbild: Mauro Borelli) wurde zur Gänze am Computer erzeugt, Menschen wie Umwelt entbehren jeder Materialität.

Der wesentliche Unterschied zwischen dem Szenenbild einerseits und Architektur und Bühnenbild andererseits, liegt im Verzicht auf ein materielles Dasein vor dem Publikum: Es will nicht begangen werden, man kann es weder begreifen noch ergründen.


Begriffsbestimmungen

Anfangs waren es Architekt*innen (Filmarchitektur) und Bühnenbildner*innen (Filmbild), die sich um die Gestaltung der Filmbauten kümmerten. Diese Tätigkeit entwickelte sich zu einem neuen Beruf mit ganz eigenen Aufgaben, sie wird seit 1918 Szenenbild genannt. (siehe Prof. Lüdi´s uYVbHX-Sprachwirrwarr)1

Auch heute wird das Wort Filmarchitektur noch oft verwendet, Lüdi schreibt dazu: „Der Begriff des Filmarchitekten ist für den Szenenbildner zu eng. Sicherlich schaffen Szenenbildner „Spielräume“. Aber die Mittel reichen über die herkömmliche Architektur hinaus.“

Diese Entwicklung in Europa (und der deutschen Sprache), von Filmarchitekt*innen und Bühnenbildner*innen hin zu Szenenbildner*innen, läßt sich auch in den USA (im Englischen) nachvollziehen: Seit 1939 ist dort der Begriff des Production Designers für das „Head of Department“ eingeführt. Ein*e Art Director*in leitet nach Angaben der Designer*innen einzelne Bauaufgaben.

Weiters schreibt Lüdi: „Der Begriff Ausstatter ist am Theater üblich geworden für den Bühnenbildner der auch die Kostüme mit entwirft und insofern die Gesamtausstattung der Bühne verantwortet. ... Die Bühne ist ein geschlossener Raum, der wie ein Schaufenster „ausgestattet“ wird.

Vom Sprachstamm her enthält der Begriff Ausstattung zu wenig eigenschöpferisch Gestaltendes. ... Der Begriff Ausstatter ist ... sicherlich dem „Set Decorator“ oder dem „Ensemblier“ am verwandtesten.“

In Summe sind wir alle Filmausstatter*innen: Es ist das gesamte Art Department, das einen Film „ausstattet“, jede Person trägt dazu in ihrem Beruf auf ganz bestimmte Weise bei. Szenen- und Kostümbildner*innen obliegt die künsterlische, technische und budgetäre Leitung aller ausstattenden Berufe.


1 Toni Lüdi ist Professor für Szenenbild an der HFF München